UHH-Patenschaft für SDG 5: Geschlechtergleichheit
Die Universität Hamburg folgt dem Leitbild „Innovating und Cooperating for a Sustainable Future“ und agiert dabei im Kontext der Agenda 2030, um eine systematische Bearbeitung der „Sustainable Development Goals“ (SDGs) der Vereinten Nationen zu leisten.
Um diese Zielstellungen zu erreichen, werden einjährige Patenschaften (Laufzeit: November 2018 bis Oktober 2019) für die SDGs an Hochschullehrerinnen und Hochschullehrer der Universität Hamburg vergeben, die bereits Vorarbeiten zu den entsprechenden SDG-Themen geleistet haben. Neben der Auszeichnung von bereits bestehendem wissenschaftlichem Engagement für nachhaltigkeitsbezogene Themen ist mit der Patenschaft der Aufruf verbunden, sich mit anderen Patinnen und Paten zu dem jeweiligen SDG zu vernetzen.
So soll das Thema Nachhaltigkeit an der Universität Hamburg gestärkt, wissenschaftliche Beiträge zu den SDGs herausgearbeitet und Schnittstellen zwischen den Zielen sichtbar gemacht werden. Gleichzeitig soll zur kritischen Reflexion der Ziele angeregt werden.
Vorstellung von Robert Fuchs als Pate für SDG 5:
Was sind Ihre Forschungsschwerpunkte bzw. aktuellen Forschungsprojekte? Welchen Bezug haben diese zu „Ihrem“ SDG
Mein Projekt steht unter dem Titel „Recent change in gendered language use - diminishing differences, increasing equality?“. Geschlechtsbasierte Unterschiede in Sprache und Kommunikation sind ein Schwerpunkt meiner Forschung: Erstens im Hinblick auf die Frage, welche Unterschiede bestehen, ob daraus Benachteiligungen erwachsen und ob sich die Unterschiede in den letzten Jahren verkleinert haben. Zweitens sind geschlechterbasierte Unterschiede auch in Hinblick auf Sprachwandel interessant, denn hier nutzen Frauen in der Regel innovative linguistische Formen früher und häufiger als Männer.
Wie kamen Sie zu diesem Thema? Woher kommt Ihr Interesse?
Aus wissenschaftlicher Sicht sind Geschlechterunterschiede in der Sprache, genauso wie unterschiedliche Sprachformen je nach Alter, Ethnie oder sozioökonomischem Status, ein fester Bestandteil der soziolinguistischen Forschung. Bisher wurde häufig nicht die Interaktion zwischen diesen Faktoren berücksichtigt – wenn man etwa sagt, es gäbe bei einer bestimmten sprachlichen Form einen Unterschied zwischen Männern und Frauen, gibt es diesen Unterschied genauso auch zwischen, z.B., jungen Männern aus der Mittelschicht und älteren Frauen aus der Arbeiterschicht?
Außerdem untersuche ich solche sprachlichen Unterschiede anhand größerer Datenbanken als das früher möglich war. Auf diese Weise können wir auch Veränderungen über die letzten Jahrzehnte feststellen. Aufgrund der Flexibilisierung von Geschlechterrollen in westlichen Gesellschaften ist anzunehmen, dass sich geschlechterbasierte Sprachunterschiede in westlichen Gesellschaften verringert haben, aber ein Nachweis steht noch aus.
Aus persönlicher und gleichzeitig öffentlichkeitswirksam-wissenschaftlicher Sicht ist das Thema für mich von Interesse da die öffentliche Debatte zu sprachlichen Geschlechterunterschieden von recht kruden Stereotypen geprägt ist. So sagte etwa im Jahr 2017 ein Vorstand des Unternehmens Uber, wenn das Gremium mehr Frauen aufnähme, würde mehr geredet werden - was impliziert, dass dann weniger Entscheidungen getroffen werden.1 Tatsächlich zeigen mehrere Studien, dass Frauen in privaten Kontexten mehr reden als Männer, aber in öffentlichen Kontexten (was Arbeitsmeetings einschließt) weniger reden als Männer. Statistisch wäre also zu erwarten, dass Vorstandssitzungen bei Uber bei einem höheren Frauenanteil weniger Zeit in Anspruch nehmen als momentan!
Es gibt tatsächlich statistisch belastbare Unterschiede in der Sprache von Männern und Frauen. Allerdings ist das in mehreren Hinsichten einzuschränken. Zum einen müssen wir auch andere soziale Faktoren berücksichtigen, wie etwa Alter und sozioökonomischen Status. Zum anderen sind in westlichen Gesellschaften sprachliche Geschlechterunterschiede frequenzbasiert, d.h. die meisten Frauen benutzen eine bestimmte sprachliche Form öfter als die meisten Männer (oder umgedreht). Aber das trifft nur für eine Mehrheit von, und nicht für alle, Frauen und Männer zu. Dementsprechend sollten wir weder uns selbst noch Andere anhand von Stereotypen - die, wenn sie den Tatsachen entsprechen, ja nicht per se schlecht sind – zu sehr einschränken (lassen). Verschiedene populäre Bücher und Überzeugungen basieren auf der Annahme, dass Frauen und Männer quasi unterschiedliche Sprachen sprechen. Die wissenschaftlichen Ergebnisse widersprechen dem und wir sollten uns nicht in unseren Entscheidungen von solchen kruden Annahmen leiten lassen.
Welche Aktivitäten planen Sie im Rahmen der SDG-Patenschaft? Welche Möglichkeiten sehen Sie in der (interdisziplinären) Vernetzung mit den anderen Mitgliedern Ihres Patenteams?
Sprache ist nur ein Teil des sozialen Verhaltens das Menschen ausmacht und ich freue mich sehr darauf, mich mit Kolleginnen und Kollegen aus anderen Fachbereichen auszutauschen und Anregungen zu erhalten wie auch meinerseits meine eigene Perspektive zu teilen.
Institution
Humanities
Department
Institut für Anglistik und Amerikanistik
Researcher
Prof. Dr. Robert Fuchs
Contact
Tel.: +49 40 42838-1684 E-Mail: robert.fuchs"AT"uni-hamburg.de
Project duration
November 2018 bis Oktober 2019
Internal partner
Prof. Dr. Miriam Beblo (WiSo), Prof. Dr. Daniela Rastetter (WiSo)
Funded by
KNU
Links
Center for a Sustainable University
Mittelweg 177
20148 Hamburg
www.nachhaltige.uni-hamburg.de