UHH-Patenschaft für SDG 16: Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen
Die Universität Hamburg folgt dem Leitbild „Innovating und Cooperating for a Sustainable Future“ und agiert dabei im Kontext der Agenda 2030, um eine systematische Bearbeitung der „Sustainable Development Goals“ (SDGs) der Vereinten Nationen zu leisten.
Um diese Zielstellungen zu erreichen, werden einjährige Patenschaften (Laufzeit: November 2018 bis Oktober 2019) für die SDGs an Hochschullehrerinnen und Hochschullehrer der Universität Hamburg vergeben, die bereits Vorarbeiten zu den entsprechenden SDG-Themen geleistet haben. Neben der Auszeichnung von bereits bestehendem wissenschaftlichem Engagement für nachhaltigkeitsbezogene Themen ist mit der Patenschaft der Aufruf verbunden, sich mit anderen Patinnen und Paten zu dem jeweiligen SDG zu vernetzen.
So soll das Thema Nachhaltigkeit an der Universität Hamburg gestärkt, wissenschaftliche Beiträge zu den SDGs herausgearbeitet und Schnittstellen zwischen den Zielen sichtbar gemacht werden. Gleichzeitig soll zur kritischen Reflexion der Ziele angeregt werden.
Vorstellung von Christine Hentschel als Patin für SDG 16:
Was sind Ihre Forschungsschwerpunkte bzw. aktuellen Forschungsprojekte? Welchen Bezug haben diese zu „Ihrem“ SDG?
Ich beschäftige mich mit den „Schattenfragen“ des SDG 16: d. h. wie Frieden, gerechte Institutionen, Inklusion und Zugang zur Justiz immer wieder herausgefordert, von ihrem Gegenteil bedroht, aber mit unter auch verhandelt oder neu „erfunden“ werden.
In drei Feldern bearbeite ich diese Fragen:
Das weltweite Erstarken des Autoritarismus: Hier erforsche ich verschieden Mobilisierungen von rechtspopulistischen Kundgebungen bis hin zu Kampagnen und Schriften selbsternannter rechter Intellektueller, die ihre Verachtung für Menschenrechte und Inklusion deutlich kundtun und Gruppen bedrohen, deren Inklusion und Zugang zu staatlichen Ressourcen am wenigsten garantiert sind, v.a. Migrantinnen und Migranten und andere Minderheiten. Andererseits frage ich nach neuen Formen der politischen Solidarisierung, die diesen Kräften entgegenwirken.
Das Ringen nach dem Umgang mit neuen Formen von Unsicherheit und urbaner Gewalt: Hier erforsche ich die Perzeption von und den Umgang mit terroristischen Anschlägen im urbanen Raum – seitens staatlicher Sicherheitsbehörden sowie städtischer bzw. zivilgesellschaftliche Akteure. Ein DFG-Antrag zu „Situational Awareness: Rethinking Security in the City“ ist hierzu in Vorbereitung (mit Prof. Susanne Krasmann). Andererseits beschäftigen mich ganz konkrete lokale Strategien gegen alltägliche urbane Gewalt. Hier bin ich als wissenschaftliche Beraterin im Global Diplomacy Lab zu Strategien gegen „urban youth violence“, mit Schwerpunkt auf marginalisierte Stadtviertel in Chicago aktiv (Partner u.a. Auswärtiges Amt, Obama Foundation).
Kollektive Strategiefindungen im Umgang mit sicherheitsrelevanten Aspekten von Klimawandel. Im CliCCS Projekt B3 „Conflict and Cooperation at the Climate-Security-Nexus“ (zusammen mit Prof. Ursula Schröder und Prof. Jürgen Scheffran) interessieren mich Strategien, die lokale communities angesichts von drohenden Klimakatastrophen und den mit ihnen verbundenen Sicherheitsrisiken in Szenariotechniken entwickeln.
Wie kamen Sie zu diesem Thema? Woher kommt Ihr Interesse?
Der autoritäre Shift beschäftigt mich zum einen politisch, als besorgniserregende Entwicklung und zentrale Herausforderung für Frieden und Gerechtigkeit weltweit. Sozialwissenschaftlich interessieren mich dabei einige der erstaunlichen Verbindungen, beispielsweise die gleichzeitige Ästhetisierung öffentlicher Kampagnen und die Verrohung der öffentlichen Diskurse (und Handlungen), die wir im rechten Spektrum beobachten, oder die Vernetzungen zwischen rechtspopulistischen Gruppen („elitenfeindlich“) und rechten Intellektuellen (z.T. extrem elitär).
Die meisten meiner Forschungen beziehen sich auf den urbanen Raum, der für mich seit meiner Doktorarbeit zu Sicherheitsstrategien in südafrikanischen Städten als präferierter Ort des Forschens bestehen geblieben ist.
Welche Aktivitäten planen Sie im Rahmen der SDG-Patenschaft? Welche Möglichkeiten sehen Sie in der (interdisziplinären) Vernetzung mit den anderen Mitgliedern Ihres Patenteams?
„Strategies for overcoming urban youth violence“ in Chicago ist der Fortsetzungsworkshop des gleichnamigen „Incubator labs“ vom Juni 2018 in Berlin, zu dem ich bereits als Workshopleiterin und Paneldiscussant tätig war. Nun soll vom 17.- 21. November 2018 in Chicago ein Lab mit lokalen Akteuren wie den „violence interrupters“, der „metropolitain peace academy“ sowie Wissenschaftlern und internationalen Diplomaten nach Lösungen gesucht werden. Explizit bezieht sich das "Global Diplomacy Lab" (GDL) dabei auf die SDGs.
Die öffentliche Vorlesungsreihe „out of the dark“, die sich seit April 2016 am Fachbereich für Sozialwissenschaften als lebendiges Forum der Debatte etabliert hat, könnte ich mir gut für einige gemeinsam organisierte Vorträge im Team SDG 16 vorstellen. Denkbar wäre beispielsweise eine Podiumsdiskussion zu Schlüsselfragen des SDG 16, oder eine thematische Zuspitzung der Reihe im SoSe 2019, in der Gäste zu Themen sprechen, die das SDG 16 auf interessante Weise adressieren. Hier wäre ein Brainstorming zu geeigneten Gästen innerhalb des Patenteams sinnvoll.
Schließlich sind mir Transferaktivitäten zum SDG 16 gerade im Spannungsfeld von antidemokratischen Mobilisierungen einerseits und solidarischen Gegeninitiativen andererseits, etwa in Form von öffentliche Stellungnahmenvon öffentlichen Stellungnahmen, Vorträgen und Panels sehr wichtig und ich werde sie, gern auch mit Verweis auf diese Patinnenschaft, im kommenden Jahr ausbauen.
Gibt es einen Bezug zwischen Ihrem Thema und einem/mehreren der 16 weiteren SDGs?
Anknüpfungspunkte gibt es z. B. zu SDG 4 (Hochwertige Bildung) und SDG 5 (Geschlechtergerechtigkeit) gerade in Bezug auf Demokratiefeindlichkeit, Dynamiken der Gewalt, und Antifeminismus.
Zentral ist auch SDG 13 (Klimaschutz) und SDG 11 (Städte inklusiv und resilient machen): Im B3 Projekt von CliCCS wird es u. a. um die Resilienzbemühungen von urbanen communities gehen.
Institution
Business, Economics, and Social Sciences
Department
Sozialwissenschaften, Kriminologie
Researcher
Prof. Dr. Christine Hentschel
Contact
Tel.: +49 40 42838-2321 E-Mail: Christine.Hentschel-2"AT"uni-hamburg.de
Project duration
November 2018 bis Oktober 2019
Internal partner
Prof. Dr. Cord Jakobeit (WiSo), Prof. Dr. Markus Kotzur (RW), Prof. Dr. Kristin Merle (GW), Prof. Dr. Ursula Schröder (WiSo)
Funded by
KNU
Links
Center for a Sustainable University
Mittelweg 177
20148 Hamburg
www.nachhaltige.uni-hamburg.de